Lesetandem
Nach dem Erlernen der Buchstaben und dem langsamen Erlesen von Wörtern, ist der Aufbau der Leseflüssigkeit das nächste große Ziel beim Lesenlernen.
Lesetandems sind eine gute Möglichkeit, flüssig lesen zu lernen. Die Methode kann zu Hause und in der Schule problemlos eingesetzt werden.
Artikel aktualisiert:
18.07.2024
Was ist ein Lesetandem?
Ein Lesetandem ist eine hervorragende Art, um flüssiges Lesen zu trainieren. Es zählt zu den Lautleseverfahren und ist eine der besten Möglichkeiten, um die Leseflüssigkeit zu fördern.
Bei Lesetandems lesen ein guter Leser (Trainer) und ein schlechterer Leser (Sportler) einen kurzen Text synchron laut vor. Dieses gleichzeitige Lesen des Übungstextes wird so lange wiederholt, bis der Sportler den Text flüssig lesen kann. Grundsätzlich wird jeder Text mindestens viermal gelesen.
Der Sportler kann sich beim gleichzeitigen Vorlesen am Trainer orientieren, die Aussprache und die Satzmelodie können nachgeahmt werden. Durch das wiederholte Lesen des Textes prägt sich der Sportler unbekannte Wörter ein, die folglich in den Sichtwortschatz gelangen.
Wie funktioniert ein Lesetandem?
Die Teams des Lesetandems bestehen aus einem schwächeren und etwas besserem Leser. Die Texte müssen dem Niveau des Sportlers entsprechen.
Die Dauer einer Trainingseinheit beträgt 15 bis 20 Minuten.
Das Team aus Trainer und Sportler erhalten einen Übungstext.
Beide sitzen nahe beisammen, der Trainer legt seinen Finger auf das erste Wort. Auf ein Zeichen beginnen beide gleichzeitig zu lesen.
Der Trainer führt dabei seinen Finger unter den Wörtern mit. Zu Beginn ist das synchrone Vorlesen wahrscheinlich ungewohnt, Trainer und Sportler müssen sich aufeinander einstellen. Daher ist es sinnvoll, wenn Teams über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.
Wichtig ist es, dass der Trainer nicht zu schnell liest, er muss sich an den Sportler anpassen.
Ziel ist es, dass der Sportler den Text ausreichend schnell und fehlerfrei vorlesen kann. Dazu wird der Übungstext von Anfang bis Ende synchron von Trainer und Sportler gelesen. Je nachdem, ob der Sportler fehlerfrei liest oder einen Fehler macht, gibt es zwei Möglichkeiten.
Wenn ein Fehler passiert
Sobald der Sportler beim Vorlesen einen Fehler macht, gibt es zwei Möglichkeiten. Zunächst wartet der Trainer etwa vier Sekunden, ob der Sportler den Fehler selbst erkennt und ihn ausbessert. Sollte dies der Fall sein, beginnen Trainer und Sportler beim Satzanfang zu lesen.
Sollte der Sportler seinen Fehler nicht ausbessern, weist ihn der Trainer nach vier Sekunden darauf hin. Nun ist es wichtig sicherzustellen, dass der Sportler das fehlerhafte Wort lernt. Der Trainer spricht es vor, damit die richtige Aussprache geübt wird. Der Sportler muss auch die Bedeutung des Wortes verstehen. Im Notfall hilft das Wörterbuch.
Der Trainer kann das fehlerhafte Wort auch unterstreichen. Sind Aussprache und Bedeutung geklärt, beginnt die Lektüre wieder beim Satzanfang und der Übungstext wird weiter gemeinsam gelesen bis ein weiterer Fehler auftritt oder das Ende des Textes erreicht wird.
Wichtig ist es, dass der Trainer den Sportler lobt, wenn dieser Fehler selbstständig ausbessert. Das ist ein wichtiger Schritt zu einer besseren Lesekompetenz. Ganz allgemein muss dem Sportler klar sein, dass Fehler beim Lesen normal sind. Wichtig ist es, diese zu erkennen und zu korrigieren.
Wenn kein Fehler passiert
Liest der Sportler einige Sätze fehlerfrei, dann beginnt der Trainer sich zurückzuziehen, bis er mit dem Mitlesen aufhört. Fühlt sich der Sportler sicher, kann er dem Trainer ein Zeichen geben, indem er ihm beispielsweise am Arm antippt. Der Sportler liest nun alleine weiter. Der Trainer führt seinen Finger dennoch weiter mit.
Der Sportler liest so lange alleine, bis er einen Fehler macht – dann wird so wie oben beschrieben vorgegangen – oder bis er den Text zu Ende gelesen hat.
Video: So funktioniert das Tandemlesen
Auf lesen.bayern.de findest du ein sehr gutes Beispielvideo, wie Lesetandems funktionieren. Quelle: https://www.lesen.bayern.de/lesefluessigkeit/
Wie lange und wie oft üben?
Das Lesetandem liest jeden Übungstext so oft, bis der Sportler den Text flüssig lesen kann. Mindestens wird jeder Text jedoch vier Mal gelesen. Das ist wichtig, damit sich unbekannte Wörter im Sichtwortschatz einprägen.
Kann der Sportler einen Übungstext flüssig vorlesen, wird mit einem anderen Textes geübt. Die einzelnen Übungseinheiten sollten dabei 15 Minuten nicht überschreiten.
Über Sportler, Trainer und Fehler
Die Bezeichnung der Kinder als Trainer und Sportler soll den Trainingscharakter unterstreichen. Leseflüssigkeit ist etwas, dass trainiert werden muss, um besser zu werden. Die Anbindung an Sport soll die Motivation der Kinder steigern und die Gleichwertigkeit der Rollen Trainer und Sportler unterstreichen.
Für Fehler beim Lesen bedeutet die Anlehnung an Sport eine andere Herangehensweise: Es wird trainiert, um Fehler auszubessern. Fehler sind somit nichts Schlimmes, sie sind notwendig, um im Training voranzukommen.
Gerade beim Tandemlesen ist es wichtig, den richtigen Umgang mit Fehlern mit den Kindern einzuüben: Fehler passieren, man muss trainieren, um sich darin zu verbessern. Das ist nichts anderes als der Fußballer, der Freistöße übt oder der Tennisspieler seinen Aufschlag.
Lesetandems zusammenstellen
Willst du zu Hause mit deinem Kind ein Lesetandem bilden, entfällt die Teamzusammenstellung logischerweise. Es ist aber dennoch sinnvoll, wenn du die Leseflüssigkeit deines Kindes grob einschätzen kannst. Dafür bieten sich ein Lautleseprotokoll an: Im Grunde prüfst du damit, wie schnell und genau dein Kind für eine Minute lesen kann.
Mit einer Klasse oder größeren Kindergruppen ist das Anlegen von Lautleseprotokollen mit größerem Aufwand verbunden. Hier empfehlt sich ein anderes Vorgehen.
Leseflüssigkeit von Kindern feststellen
Bei größeren Gruppen empfiehlt es sich zur schnelleren Einteilung der Tandems auf Lückentexte oder oder das Lesen von Satzgruppen zurückzugreifen.
Im Grunde wird dabei kontrolliert, wie viel Text Kinder in einer Minute lesen können. Gleichzeitig wird dabei sicher auch das Textverständnis überprüft, um sicherzustellen, dass der Text nicht überflogen wird.
Sätze wie Texte haben Vor- und Nachteile, was du schlussendlich verwendest ist auch Geschmackssache.
Arbeitsblätter: Lückentexte, Sätze zum Lesen -> wie viele Sätze erliest ein Kind und ankreuze, ob wahr oder falsch.
Lesetandems zusammenstellen
Bei der Zusammenstellung der Tandems wird die Klasse zweigeteilt: Die stärkere Hälfte sind die Trainer, die schwächere Hälfte die Sportler.
Der beste Trainer bildet mit dem besten Sportler ein Team, der zweitbeste Trainer, mit dem zweitbesten Sportler, usw.
Die Tandems sollten über einen längeren Zeitraum feste Teams bilden und immer wieder gemeinsam üben. Nach einiger Zeit sollte die Leseflüssigkeit erneut überprüft und die Tandems dementsprechend neu zusammengestellt werden.
Wenn ein Partner fehlt
Sind in einer Klasse eine ungerade Anzahl an Schülern, ist ein Dreierteam sinnvoll. Dieses liest wie üblich beim Tandemlesen den Text im Chor. Danach wechseln sich die Trainer und Sportler ab. Das heißt, der Trainer liest einmal mit dem einen Sportler, dann mit dem anderen, wobei der inaktive Sportler den Text leise mitliest.
Auch wenn ein Kind wegen Krankheit ausfällt, sind Dreierteams sinnvoll.
Vom Einspringen der Lehrkraft als Tandempartner sollte unterdessen abgesehen werden: Wichtiger ist die Kontrolle und Hilfe aller Tandems.
Auf einen Blick – Infografik
Infografik herunterladen und alle Infos auf einen Blick haben:
Einstufungstest mit Sätzen
Der Einstufungstest hilft beim Erstellen des Rankings in einer Klasse.
In einer vorgegebenen Zeit sollen die Kinder so viele Sätze wie möglich lesen und ankreuzen, ob diese stimmen oder falsch sind.
Das Ankreuzen stellt sicher, dass Kinder die Sätze lesen und nicht nur überfliegen. Das Kind, das am meisten Sätze liest, steht auf dem ersten Platz des Rankings und ist somit der stärkste Trainer.
Kreuzt ein Kind einen Satz falsch an, wird dieser nicht gewertet.