Phonologische Bewusstheit – Übungen

Hier findest du Übungen und Spiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit.

zuletzt aktualisiert am 06.03.2023

Ersten Kontakt mit gesprochener Sprache haben Kinder bereits vor ihrer Geburt. Sie erkennen früh die Sprache ihrer Mutter und anderer Bezugspersonen.

Für kleine Kinder ist die gesprochene Sprache zentral. Sie lernen zunächst einzelne Wörter und deren Bedeutung. Was ist ein Auto? Was ist ein Hund, ein Bett, eine Krawatte, usw.

Die Struktur der Sprache spielt für Kinder zunächst kaum eine Rolle. Doch gerade für den Schriftspracherwerb, für das Lesen- und Schreibenlernen ist es wichtig, dass Kinder auch die Strukturen ihrer Sprache kennenlernen.

Genau das meint phonologische Bewusstheit: Dass Personen mit den Strukturen ihrer Sprache umgehen können. Die Strukturen sind dabei nichts anderes, als Wörter, Silben oder Phoneme (Laute).

Eine Definition und Erklärung, was phonologische Bewusstheit genau ist, bekommst du hier: phonologische Bewusstheit – Definition

Übungen zur phonologische Bewusstheit sind also nichts anderes als Übungen zu Wörtern, Silben, Reimen oder Phonemen.

Auf einen Blick – Infografik

Infografik herunterladen und alle Infos auf einen Blick haben:

Was du beim Üben beachten musst

Bei Übungen der phonologischen Bewusstheit ist es wichtig, den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an das Alter des Kindes anzupassen. Zu junge Kinder sind entwicklungstechnisch noch nicht in der Lage schwierige Aufgaben zu lösen.

Die phonologische Bewusstheit entwickelt sich vom Kindergartenalter bis ins Grundschulalter. Kinder entwickeln sich im sprachlichen Bereich in dieser Zeit enorm weiter. Daher können nicht alle Übungen zum selben Zeitpunkt durchgeführt werden. Ein Kind im Kindergarten braucht andere Übungen, als ein Kind in der 1. Klasse Grundschule.

Ein wahlloses Üben, kann somit schnell negative Auswirkungen haben, wenn die Aufgaben zu schwer sind. So ist Frust beim Lernen vorprogrammiert.

Aus diesem Grund erfährst du folgend, was die Schwierigkeit der Übungen beeinflusst. Weiter unten findest du ein Stufensystem, das die Übungen zur phonologischen Bewusstheit nach ihrem Schwierigkeitsgrad ordnet.

So gelingt das Üben garantiert.

Bei den Übungen ist die Schwierigkeit der Aufgabe entscheidend – unser Stufensystem hilft dabei.

Buchstabenwissen

Die erste Frage, die du dir stellen musst, ist, ob das Kind bereits einige Buchstaben gelernt hat.

Für Kinder, die noch keine Buchstaben können, sind nur Übungen sinnvoll, die sich durch Hören lösen lassen.
Das kann einerseits durch das Üben mit einer Bezugsperson erfolgen oder durch die bildliche Darstellung von Wörtern (bspw. das Bild eines Hundes).

In jedem Fall ist das Kind in dieser Phase auf einen Erwachsenen angewiesen, mit dem es gemeinsam üben kann. Übungsbücher oder Aufgaben die ein selbstständiges Üben versprechen, sind nur mäßig zielführend.

Sobald das Kind erste Buchstaben erlernt, sollten diese beim Üben der phonologischen Bewusstheit zum Einsatz kommen. Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Phonemen (Lauten) und Graphemen (Buchstaben) beim Üben der phonologischen Bewusstheit positiv auf den Lernfortschritt von Kindern auswirkt.

Zusammengefasst: Phonologische Bewusstheit mit gesprochener Sprache üben, so lange das Kind keine Buchstaben kann, mit geschriebener und gesprochener Sprache üben, sobald das Kind Buchstaben erlernt hat (nur die Buchstaben, die das Kind auch schon kann).

Vom Satz zum Phonem

Grundsätzlich kann man sagen: Je kleiner die linguistische Einheit, desto schwieriger ist die Übung. Mit Wörtern und Silben zu üben, ist einfacher als mit Phonemen. Das Üben von Phonemen ist meist erst in Verbindung mit dem Erlernen der Buchstaben in der 1. Klasse sinnvoll.

Wenn sich das Kind also im Kindergarten befindet, dann wird mit Wörtern und Silben geübt. Mit dem Übergang in die Grundschule und dem damit einhergehenden Lese- und Schreibunterricht, kommen Phoneme beim Üben hinzu.

Kinder, die sich im Grundschulalter befinden und davor noch keine Übungen zur phonologischen Bewusstheit gemacht haben, sollten mit den einfachsten Übungen beginnen.

Die Art der Operation

Nicht nur die Größe der linguistischen Einheit gibt die Schwierigkeit von Aufgaben vor, sondern auch die Art der Operation.

Im Grunde gibt es drei Operationen:

  • Analysieren
  • Identifizieren
  • Manipulieren

Die Analyse ist dabei am einfachsten, das Manipulieren am schwierigsten, das erst am Ende der 1. Klasse der Grundschule zum Einsatz kommen sollte.

Beispiele für Übungen

Die Übungen lassen sich entweder durch Vorsprechen, mit Bildern oder mit Wörtern erledigen. Vorsprechen solltest du bei den Übungen immer. Mit Bildern übst du, wenn das Kind noch keine Buchstaben kann, mit Wörtern, wenn es Buchstaben kann.

Stufe 1 – Reime

Mit Reimen merken Kinder, dass Wörter eine Struktur haben und nicht nur die Bedeutung eines Wortes eine Rolle spielt. Die Wörter Baum und Schaum haben von der Bedeutung her nichts gemeinsam, dennoch klingen sie ähnlich.

Kinderreime und Vorlesebücher

Noch bevor Kinder aktiv zu üben beginnen, kommen sie mit Reimen in Kontakt. Viele Kinderlieder, Abzählreime, aber auch Kinderbücher zum Vorlesen und Sprachspiele greifen auf Reime zurück. All das sind gute Möglichkeiten, dass Kinder auf Sprache und deren Form und Struktur aufmerksam werden. Der große Vorteil dabei ist, dass das Lernen nebenbei geschieht und Spaß macht.

Reime zu Wörtern finden

Das Kind hat vor sich drei Bilder (Haus, Maus, Glocke) liegen. Zunächst muss klargestellt werden, dass das Kind alle drei Bilder benennen kann. Der Erwachsene zeigt auf die Bilder und spricht die Wörter aus. Dann soll das Kind jene zwei Bilder verbinden die sich reimen.

Sobald das Kind Buchstaben erlernt, können die Bilder mit Wörtern ergänzt werden.

Selbst Reime finden

Freude haben Kinder vor allem dann, wenn sie selbst Reime finden sollen. So kannst du dem Kind einen Satz vorgeben, es soll dabei einen zweiten Satz hinzufügen, der sich reimt.

So etwa: Dort geht ein großer Hund. Der hat einen großen Mund.

Arbeitsblätter: Reimwörter verbinden

Was reimt sich 1

Was reimt sich 2

Was reimt sich 3

Reime sind eine hervorragende Möglichkeit, die phonologische Bewusstheit spielerisch zu üben.

Stufe 2 – Silben

Silbenklatschen

Das Kind hört ein Wort oder sieht ein Bild davon, dann soll es die Silben klatschen, während es das Wort sagt.

Schritte und Sprünge für Silben

Kinder, die gerne springen und laufen, können für jede Silbe, die sie sagen, einen Schritt oder einen Sprung machen.
Das macht vor allem dann Spaß, wenn sie mit ihren Schritten einem Ziel immer ein kleines Stück näher kommen. Nur wer mehrere Wörter richtig in Silben zerlegt, erreicht das Ziel.

Silbenbögen malen

Kinder erhalten Bilder von Gegenständen. Ein Erwachsener spricht die Wörter zu den Gegenständen aus und stellt sicher, dass das Kind weiß, um welche Gegenstände es sich handelt. Das Kind malt dann unter die Gegenstände Silbenbögen.

Arbeitsblätter: Silben klatschen

Silben klatschen 1

Silben klatschen 2

Stufe 3 – Anlaute

Beginnt ein Wort mit diesem Anlaut?

Die einfachste Übung zu den Anlauten ist es, ein Wort und einen Laut zu sagen. Das Kind soll entscheiden, ob dieser Laut der Anlaut des Wortes ist.

Bsp.: Beginnt das Wort Baum mit einem O?

Isolieren des Anlauts

Du sagst dem Kind ein Wort; es soll dir den Anlaut des Wortes nennen.

Bsp.: Wald; das Kind sagt W.

Anlaut vergleichen

Du nennst dem Kind zwei Wörter und es soll entscheiden, ob der Anlaut bei beiden Wörtern gleich ist.

Bsp: Tanne, Tag; das Kind antwortet mit ja oder nein.

Bei der Wortwahl dieser Übung muss man etwas aufpassen, Anlaute können, auch wenn sie gleich sind, etwas unterschiedlich klingen. Beispielsweise wird das K bei Kuh und Kanne etwas anders ausgesprochen, da der Vokal nach dem K die Aussprache beeinflusst.

Deshalb ist es sinnvoll, bei dieser Übung Wörter auszuwählen, die auch den selben Vokal nach dem Anlaut haben.

Wörter zu einem Anlaut finden

Du nennst dem Kind einen Anlaut, dazu soll es entweder ein Wort oder so viele Wörter wie möglich finden.

Bsp.: Du nennst A, das Kind sagt Ameise.

Stufe 4 – Laute heraushören

Du nennst dem Kind ein Wort und einen Laut. Das Kind soll entscheiden, ob der genannte Laut im Wort vorkommt oder nicht. Das Kind antwortet nur mit ja oder nein.

Achtung: Bei dieser Übung darfst du nicht nach Lauten fragen, die nicht gehört werden können.
Bsp.: Du nennst das Wort Hund und fragst ob der Laut d darin vorkommt. Die Antwort ist nein.

Zwar kommt im Word Hund der Buchstabe d vor, ausgesprochen wird dieses d jedoch als t. Das nennt sich Auslautverhärtung und sorgt dafür, dass das d wie ein t ausgesprochen wird.
Im Plural Hunde ist das d hingegen schön zu hören.

Arbeitsblätter: Anlaute erkennen

Wie beginnt das Wort 1

Wie beginnt das Wort 2

Wie beginnt das Wort 3

Wie beginnt das Wort 4

Stufe 5 – Laute manipulieren

Das Manipulieren von Lauten ist komplex und sollte erst am Ende der 1. Klasse oder für begabte Kinder zum Einsatz kommen.

Anlaut ändern

Du nennst dem Kind ein Wort (Hund), einen Laut (M) und fragst, welches Wort herauskommt, wenn das H mit dem M getauscht wird.

Silbenbasteln

Du nennst dem Kind zwei zweisilbige Wörter. Das Kind soll die erste Silbe des ersten Wortes mit der zweiten Silbe des zweiten Wortes verbinden.

Bsp.: Aus Wolke und Regen wird Wolgen.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner