Silben lesen lernen
Silben helfen Kindern beim Lesenlernen. Hier erfährst du, wie du dein Kind beim Lesenlernen von Silben unterstützen kannst.
zuletzt aktualisiert am 29.03.2024
Was sind Silben?
Silben sind wie Bausteine unserer Sprache. Mit Buchstaben bilden wir Silben und mit Silben bilden wir Wörter.
Deshalb sind Silben für Kinder nach den Buchstaben die nächst größere Einheit beim Lesenlernen, mit der sie Kontakt haben. Die ersten Wörter beim Lesenlernen sind jene, die aus einfachen oder zwei identischen Silben bestehen: Mama, Mimi, usw.
Kinder, die mit Silben umgehen können, lernen leichter lesen und schreiben. Das ist nicht verwunderlich, denn der Umgang mit Silben trainiert die phonologische Bewusstheit; und diese hat großen Einfluss auf den Schriftspracherwerb von Kindern.
Es ist also durchaus sinnvoll, Silben mit Kindern zu üben. Die Frage ist natürlich, wie dieses Üben aussehen sollte, damit es Kindern das Lesenlernen erleichtert.
Darum sind Silben beim Lesenlernen hilfreich
Ein einfaches Beispiel zeigt, warum Silben beim Lesenlernen hilfreich sind.
Das Wort Oma besteht aus zwei Silben: O-ma.
Mit der Silbe MA haben Kinder schon früh Kontakt, schließlich ist das Wort Mama oft eines der ersten Wörter, das sie lernen. Das Lesen des Wortes Oma gelingt dank der bekannten Silbe MA einfacher.
Kennt ein Kind das Wort Papa, so wird es sich beim erstmaligen Lesen des Wortes Opa leichter tun.
Silbenkärtchen sind anfangs eine gute Unterstützung. Sie zeigen auch gut, warum Silben das Lesenlernen erleichtern: Die kleineren Einheiten sind leichter zu merken und können wiederverwendet werden.
Der Vorteil bei Silbe ist, dass sie (meist) kleinere Einheiten als Wörter sind. Für Kinder und Leseanfänger bedeutet das eine Entlastung der notwendigen Denkleistung. Gute Leser vergessen nur zu gerne, wie anspruchsvoll das anfängliche Lesen und das allmähliche Zusammenbasteln der einzelnen Buchstaben ist. Bekannte Silben erleichtern diesen Prozess etwas.
Wie erklärt man Kindern, was Silben sind?
Silben sind, wie anfangs auch Buchstaben, für Kinder sehr abstrakt.
Silben zu erklären ist aus diesem Grund nicht einfach. Je besser Kinder jedoch lesen lernen, desto mehr Einblick bekommen sie.
Grundsätzlich ist eine Erklärung, dass Silben Bausteine seien, sinnvoll. Gut ist der Einsatz von Kärtchen, auf denen Silben abgedruckt sind und die unterschiedlich kombiniert werden können, um unterschiedliche Wörter zu bilden.
Welche Arten von Silben es gibt und wie diese aufgebaut sind, ist anfangs unwichtig.
So lernt dein Kind Silben lesen
Machen wir uns zunächst noch einmal klar, was Silben sind: Silben bestehen aus einem oder mehreren Buchstaben (oder Lauten).
Für das Lesen heißt das: Ein Kind muss einen oder mehrere Buchstaben in Laute übersetzen können. Dafür muss ein Kind wissen, welcher Laut zu welchem Buchstaben gehört. Das ist die Phonem-Graphem-Korrespondenz.
Der erste Schritt setzt allerdings schon davor an:
1. Schritt
Der erste Schritt beginnt schon lange vor dem Erlernen der Buchstaben. Kinderreime, Kniereiteverse, Sprachspiele oder Klatschspiele sind eine hervorragende Möglichkeit, dass Kinder den Rhythmus der Sprache kennenlernen. Das hilft später beim Lesenlernen und bei vielen Übungen der phonologischen Bewusstheit und somit auch beim Silben lesen lernen.
2. Schritt
Hier lernen Kinder die Buchstaben kennen. Ohne Buchstaben können Kinder logischerweise keine Silben lesen. Je besser Kinder die Buchstaben kennen, desto leichter fällt es ihnen, Silben zu lesen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Kinder alle Buchstaben lernen sollen, bevor sie damit beginnen Silben oder Wörter zu lesen. Es ist sinnvoll ein paar Buchstaben einzuführen und diese zu Silben und Wörtern zu verbinden.
Ein typischer Satz für Leseanfänger. Die farbigen Silben sollen beim schnelleren Erfassen der Silben helfen.
Obwohl nur zwei Buchstaben notwendig sind, kann ein Satz gebildet werden. Für Kinder ist es wichtig, erlernte Buchstaben einsetzen zu können. Einen Satz zu lesen, steigert die Motivation.
3. Schritt
Damit Kinder Silben lesen können, müssen sie die einzelnen Buchstaben verbinden können – aus M und A muss MA entstehen.
Das Verschleifen von Buchstaben zu Silben kann für Kinder ein aufwendiger Prozess sein. Besonders manche Buchstabenkombinationen sind schwierig. Regelmäßiges Üben und Wiederholen ist wichtig, so bleiben die Silben im Gedächtnis.
4. Schritt
Kann dein Kind Buchstaben verschleifen und einfache Silben lesen, können einfache Wörter geübt werden. Einsilbige und zweisilbige Wörter sind für den Anfang gut. Gleichzeitig kannst du einzelne Silben trainieren – dafür gibt es eigene Übungen.
Anfangs sind einsilbige Wörter leichter, das sind jedoch oft Funktionswörter (die, es, am, usw.). Übe daher auch mit zweisilbigen Wörtern.
5. Schritt
Kann dein Kind ein- und zweisilbige Wörter gut lesen, können schwierigere Wörter geübt werden: Dreisilbige Wörter, schwierige Buchstabenkombinationen (sch, pf, tz, usw.) kommen jetzt dran.
Wieder empfiehlt es sich, einerseits Wörter, andererseits einzelne Silben zu üben.
Diese Schritte sind eine grobe Vorgabe, wie die Schwierigkeit beim Silben lesen lernen immer weiter angehoben werden kann.
Abweichungen davon können durchaus sinnvoll sein. Stellen wir uns ein Kind vor, das Martina heißt. Martina wird auf Grund ihres Namens sicherlich schon früher dreisilbige Wörter lesen.
Wie sinnvoll sind farblich markierte Silben?
Du kennst wahrscheinlich Kinderbücher, bei denen sämtliche Wörter in blaue und rote Silben unterteilt sind.
Farblich markierte Silben können für Kinder hilfreich sein. Wenn du merkst, dass dein Kind damit leichter lesen kann, dann ist nichts dagegen einzuwenden.
Die Frage ist jedoch, ob ein Kind wegen der farbigen Silben lesen kann oder trotz ihnen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass, trotz der großen Verbreitung, das Silbenlesen zu Recht hinterfragt und kritisiert wird. Besonders das durchgängige farbliche Markieren von Silben von ganzen Kinderbüchern kann kritisch hinterfragt werden.
So unterstützt du dein Kind beim Silben lesen lernen
Gemeinsam lesen, gemeinsam üben
Für Kinder gibt es keine bessere Hilfe und keine bessere Motivation, als das gemeinsame Üben mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen. Kinder bekommen so die Hilfestellungen, wo sie sie wirklich brauchen, können Fragen stellen und haben ein Vorbild, an dem sie sich sprachlich orientieren können.
Silbenkärtchen
Beim Silben lesen lernen bieten sich Silbenkärtchen an. Diese können verschoben und zusammengesetzt werden, um neue Wörter zu bilden.
Du kannst Silbenkärtchen einfach selbst erstellen.
Häufige Silben üben
Manche Silben kommen im Deutschen oft vor. Durch das Üben von häufigen Silben wird ein größerer Bereich abgedeckt.
Geduld haben
Vom Verschleifen der Buchstaben bis zum Lesen von Silben vergeht einige Zeit. Das ist normal. Kurze und regelmäßige Übungseinheiten über einen längeren Zeitraum sind besser, als intensive Lerneinheiten.
Das Kind kennenlernen
Wir lernen alle anders. Kein Mensch dieser Erde hat ein Patentrezept und die beste Methode – weder beim Silben lesen, noch bei anderen Dingen.
Auch deshalb ist das gemeinsame Lesenlernen mit deinem Kind wichtig: Du lernst es kennen und weißt, was beim Lesen klappt und was nicht.
Nicht übertreiben
Das Üben von Silben ist hilfreich und wichtig. Es kann das Lesenlernen erleichtern, da Wörter in kleinere Einheiten unterteilt werden. Zudem fördern spezielle Übungen zu Silben die phonologische Bewusstheit.
Allerdings sollte es mit Übungen zu Silben und mit dem Silbenlesen nicht übertrieben werden. Endloses Vorlesen von Silben in Listen oder Silbenteppichen schreckt eher ab. Farblich markierte Silben sind nur anfangs sinnvoll oder wenn Probleme auftreten.
Am besten ist abwechslungsreiches Üben mit einer Mischung aus Wörtern lesen und einzelnen Silben üben.
Übungen
Hier findest du Übungen, wie du das Silben lesen lernen unterstützen kannst: