Das Seehaus

Endlich Ferien

Lea sprang aufgeregt auf das Bett ihres Bruders.

»Jakob aufstehen, aufstehen!«, rief sie laut.

Kräftig stemmte Lea ihre Beine gegen die Matratze. Jakob schaukelte so stark, dass er beinahe aus seinem Bett rutschte.
Ihr Bruder vergrub seinen Kopf unter dem Kopfkissen. Morgens konnte seine Schwester eine ziemliche Nervensäge sein. Naja, nicht nur morgens – aber besonders morgens. Kleine Schwestern eben.

Gruselgeschichte: Lea springt am Bett

»Komm schon!«, rief Lea. »Wir fahren gleich los. Ich höre Mama und Papa schon beim Auto.«

»Sie werden schon nicht ohne uns fahren«, grummelte Jakob.

»Wer weiß!«, zischte Lea. Nachdenklich blickte sie in die Luft. »Aber was würden sie ohne uns im Urlaub machen? Das wäre ja ziemlich langweilig.«

Während Lea überlegt und dabei in die Luft starrte, hielt sie still. Jakob genoss die Ruhe. Die währte allerdings nicht lange.

»Komm schon!«, rief Lea erneut und sprang weiter.

Jakob wusste, er hatte keine Wahl – träge rollte er sich aus seinem Bett.

Kurz darauf saßen Lea und Jakob im Auto. Mama und Papa schlossen noch das Haus ab, dann endlich ging es los.


Am See

Die Autofahrt verging schnell. Lea war die ganze Zeit hibbelig, so freute sie sich auf den Urlaub.
Jakob sah es ihr nach. Als er jünger gewesen war, war er auch so aufgeregt gewesen. Doch schließlich war er zwei Jahre älter als seine Schwester. Und zwei Jahre ist schon ziemlich viel.

»Endlich!«, rief Lea. »Endlich sind wir da!«

Papa parkte das Auto in der kleinen Hütte, in der sich auch Werkzeug und das Zubehör für das Boot befand.

Das Seehaus war so, wie es Jakob in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich seit letztem Jahr verändert. Das kleine Haus stand am Ufer des Sees. Der Garten war mit einem niedrigen Holzzaun eingezäunt. Dahinter erhoben sich große Fichten und der Wald begann.

Kaum hatte der Vater das Auto geparkt, sprangen Jakob und Lea aus dem Auto. Während Mama und Papa die Koffer zur Hütte trugen, rannten Jakob und Lea zum Wasser.

»Komm, wir springen hinein!«, riefen beide Kinder fast gleichzeitig.

Sie rannten zum Auto, nahmen ihre Rucksäcke und drängten sich an Papa vorbei, der gerade die Tür des Seehauses aufsperrte.
Sie drängten sich an ihm vorbei. Irgendwas rief er ihnen hinterher. Doch Jakob und Lea hörten es nicht.

Sie rannten die Treppe nach oben. Ihr Zimmer befand sich auf der Rückseite des Hauses, mit Blick zum Wald und der kleinen Hütte.
Eilig kramten die Kinder ihre Badesachen aus ihren Rucksäcken und zogen sich um.

»Siehst du das?«, fragte Lea plötzlich.

Sie stand am Fenster.

»Was meinst du?«, fragte Jakob.

»Sieh nur«, flüsterte Lea. »Da sind zwei Lichter …«

Zwei schwach funkelnde Lichter in einem hellen, bleichen Blau mit der Form zweier Sicheln schwebten in der Hütte.

Gruselgeschichte: Augen starren

Lea überkam ein mulmiges Gefühl, ihr Magen schien sich zu drehen, das atmen fiel ihr schwer. Bewegten sich die Lichter? Standen sie still? Jedenfalls starrten sie direkt zu Lea. Am liebsten wäre sie davongerannt.

Doch als Jakob neben sie trat, um aus dem Fenster zu blicken, waren die Lichter verschwunden.

»Ich sehe nichts«, sage er.

»Jetzt … jetzt sind sie fort«, stammelte Lea.

»Wahrscheinlich war es nur die Sonne«, sagte Jakob. »Komm, wir gehen schwimmen!«

»Das war unheimlich«, sagte Lea leise und wollte nach der Hand ihres Bruders greifen.

Doch Jakob rannte bereits die Treppe hinunter. Lea verharrte noch einen Moment.

»Es war nur die Sonne«, versuchte sie, sich einzureden.

Doch sie glaubte sich selbst nicht.

Geräusche am Abend

Den ganzen Tag verbrachten Jakob und Lea im Wasser. Es war auch ein besonders warmer Tag und die Sonne brannte vom Himmel. Der kühle See war eine willkommene Abkühlung.

Lea und Jakob sprangen vom Steg, tauchten auf den Grund und spielten und plantschten und rannten, bis sie außer Atem waren und die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand.

Gruselgeschichte für Kinder: schwimmen im See

Es war schon lange dunkel, als Lea und Jakob in ihr Zimmer kamen, um ins Bett zu gehen. Beide waren vom langen Schwimmen erschöpft und hielten sich die Hand vor den Mund, als sie laut gähnten.

Aus dem ihren Augenwinkel sahen sie beide plötzlich ein schwaches Licht in der Hütte. So schwach und fahl, dass man es kaum sehen konnte, doch hell genug, dass es nicht das Mondlicht sein konnte.

Jakobs und Leas Müdigkeit verflog mit einem Mal, kniend hinter dem Fenster und gut versteckt, spähten sie zur Hütte. Mit großen Augen verfolgten sie das fahle Licht, das einen Tanz vollführte.
Ihre Herzen rasten und Angst durchfuhr sie.

»Da ist jemand«, flüsterte Lea. »Da ist jemand in der Hütte.«

Mit einem Mal erlosch das Licht. Finsternis umhüllte die Hütte, nichts war mehr zu sehen.

Jakob und Lea reckten ihre Köpfe ein wenig höher, nur um sie schnell wieder einzuziehen, als ein Geräusch die Nacht erfüllt. Für einen Augenblick hörten Jakob und Lea ein dumpfes Kratzen. Dann war es still.

Einige Minuten lang kauerten Jakob und Lea hinter dem Fenster. Langsam beruhigten sie sich. Lea atmete tief durch.

Dann sagte Jakob: »Wir gehen nachsehen.«

Die Hütte

Lea wollte ihren Bruder zurückhalten, doch er hatte schon das Fenster geöffnet.

»Wir sollten Papa holen gehen«, flüsterte Lea.
»Ich glaube, Papa spielt uns einen Streich«, antwortete Jakob, während er in seinem Rucksack kramte.

Lea schüttelte ihren Kopf. Das glaubte sie nicht, doch wie das so ist: Große Brüder wissen immer alles besser.
Jakob zog eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und stieg aus dem Fenster.

»Kommst du jetzt?«, fragte Jakob, als er am schmalen Vordach stand.

Lea nickte. Sie konnte ihren Bruder nicht alleine lassen.
Vorsichtig schlichen sie zur Hütte. Jakob leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die alte, zerschlissene Holztür. Kein Geräusch war zu hören und kein Licht schien in der Hütte zu leuchten.

Das Herz hämmerte in Leas Brust. Plötzlich überkam sie erneut dieses mulmige Gefühl. Ihr Hals schnürte sich zusammen, das Atmen fiel ihr schwer. Sie griff nach ihrem Bruder, krallte sich mit ihren Fingernägeln in an seinem Arm fest. Jakob gab ein leises, schmerzerfülltes Grunzen von sich. Die Angst überkam Lea, sie wollte wegrennen. Doch im letzten Moment legte Jakob seine Hand auf die ihre.

»Psssst«, flüsterte er ihr zu. »Bleib bei mir.«

Lea blieb. Ihr Bruder vor ihr, einen Schritt von der Tür entfernt. Jakob griff nach der Türklinke. Lea sah, wie sehr seine Hand zitterte. Mit einem Ruck riss Jakob an der Tür. Laut quietschend schlug sie auf und knallte gegen die Außenwand. Sofort richtete Jakob den Lichtkegel in die Hütte. Doch bevor Lea und Jakob etwas erkennen konnten, ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen.

Ein Geist!

Jakob und Lea schrien laut auf. Irgendetwas sprang aus der Hütte auf sie zu. Vor Schreck ließ Jakob die Taschenlampe fallen. Lea griff nach ihrem Bruder, doch sie beide verloren das Gleichgewicht und stolperten.

»Ein Geist! Ein Geist«, riefen die Geschwister im Chor.

Am Boden kriechend wollten sie sich verstecken, ein Schatten huschte an ihnen vorbei. Wieder ertönte ein lautes Kreischen. Hastig tastete Jakob nach der Taschenlampe.

Plötzlich wurde es ganz still. Lea lag am Boden, drehte sich um und blickte zur Hütte. Sie konnte in der Finsternis nichts erkennen. Doch wie ihre Hand durch das Gras glitt, spürte sie, wie ihre Finger an die Taschenlampe stießen.
Lea griff danach und leuchtete in die Hütte.

Da sah sie, was in der Hütte spukte.


Gute Nacht

»Eine Katze«, sagte Lea. »Nur eine Katze.«

Sie half Jakob auf die Beine und die Geschwister konnten sich das Lachen dabei nicht verkneifen.

»Kein Wunder, dass wir ein Kratzen gehört haben«, sagte Lea.
»Und das Licht war wohl doch nur der Mond«, sagte Jakob.
»Wir sind vielleicht zwei Angsthasen«, scherzte Lea.

Die Geschwister gingen zurück zum Haus und kletterten wieder heimlich in ihr Zimmer. Was für eine aufregende Nacht.
Die Katze saß in der Hütte und sah den Kindern nach. Leise und ruhig schnurrte sie und leckte gemächlich ihre Vorderpfote.
Da legte sich ein bläulich, bleicher Ärmel auf den Kopf der Katze, sie sich sofort daran schmiegte, ihre Augen schloss und laut schnurrte.

»Das war knapp«, sagte eine Geisterstimme. »Zum Glück hast du sie abgelenkt.«

Und im ersten Stock des Hauses ging das Licht aus. Jakob und Lea hatten sich schlafen gelegt.

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