Das Lesetagebuch zur Leseförderung

Lesetagebücher erlauben einen tieferen Zugang zu Büchern. Neben dem kreativen Zugang zur Lektüre, fördert das Lesetagbuch eine intensive Lektüre, die Lesemotivation und weitreichende Kompetenzen auf Ebene der Lesestrategien.

zuletzt aktualisiert am 11.10.2022

Was ist ein Lesetagebuch?

Ein Lesetagebuch ist ein kreativer und freier Zugang zu einer Lektüre. Neben dem Lesen eines Buches werden Eindrücke, Erwartungen, Kritik und viele Informationen (zu Handlung, Figuren, usw.) festgehalten.

Bei der Gestaltung des Lesetagebuchs gibt es kaum Grenzen: Es kann geschrieben, skizziert, gemalt und gebastelt werden. Je nachdem, welches Thema den Leser interessiert, können die Einträge ins Tagebuch ausführlicher behandelt werden.

Dieser freie Umgang mit der eigenen Lektüre, bietet Kindern die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Buch auseinanderzusetzen. Richtig eingesetzt, sorgt das Lesetagebuch für einen wahren Motivationsschub beim Lesen.

Ein Lesetagebuch ist ganz persönlich. Wichtig ist es, dass eigene Gedanken, Erfahrungen und Ansichten verschriftlicht und dargestellt werden. Im Mittelpunkt stehen die eigenen Leseeindrücke.

Vorteile des Lesetagebuchs

Erfordert Textarbeit

Ein Lesetagebuch bedeutet ein Arbeiten mit dem Text. Abschnitte müssen mehrmals gelsen werden, Textstellen müssen unterstrichen werden.

Individuelle Schwierigkeit

Jedes Kind erfüllt die Aufgaben nach seinen Fähigkeiten. So wird einer Über- oder Unterforderung entgegengewirkt.

Für jedes Alter

Ob Grundschule oder Oberstufe – das Lesetagebuch lässt sich in jedem Alter einsetzen.

Kreativer Zugang

Das Gestalten eines Lesetagbuchs ist ein kreativer Prozess und bringt somit Entspannung und Verwirklichung.

Lesen mit Sinn

Beim Lesetagebuch steht das Erstellen des Tagebuchs im Vordergrund. Ein Ziel beim Lesen steigert die Motivation.

Selbstständiges Arbeiten

Das Lesetagebuch fördert das selbstständige Arbeiten. Lesen und Schreiben werden miteinander verbunden.

Eigene Interessen

Die Freiheit des Lesetagebuchs erlabut es Kinder, den eigenen Interessen nachzugehen.

Genauere Lektüre

Die Aufgaben eines Lesetagebuchs können komplex sein. Eine genaue Lektüre ist erforderlich.

Lesestrategien entwickeln

Kinder müssen Lesestrategien entwickeln, um ein Lesetagebuch gestalten zu können: Text überfliegen, Merkhilfen anlegen, usw.

Formen von Lesetagebüchern

Lesetagebücher können unterschiedliche Formen haben. Im Grunde richtet sich die Form nach dem Grad der Freiheit, die der Schreiber haben soll.

Je jünger das Kind und je ungeübter es beim Erstellen eines Lesetagebuchs ist, desto genauer sollten die Vorgaben sein.

Mappe mit Arbeitsblättern

Der Vorteil von einzelnen Arbeitsblättern liegt darin, dass sie nach und nach bearbeitet werden können und sie sich auf kleinere Aspekte fokussieren können. Kinder werden so nicht überfordert und von der Aufgabe eines Lesetagebuchs erschlagen.

Einzelne Arbeitsblätter bieten sich somit für jüngere Kinder ab. Die Aufgaben müssen deshalb aber nicht weniger kreativ oder offen sein. Die Übungen sind aber gelenkter und geben Kindern die Richtung vor.

Natürlich können die einzelnen Arbeitsblätter in einer Mappe gesammelt werden. Gerade bei der Gestaltung der Mappe bietet es sich an, auf die Thematik der Lektüre einzugehen. Dazu muss das Thema des Buches vom Kind verstanden und umgesetzt werden können.
Die Geschichte spielt in einem Zoo – dann sollten Tiere auf die Mappe. Oder das Buch ist unheimlich? Dann dürfen Geister nicht fehlen.

Der Nachteil von Arbeitsblättern ist, dass die Arbeitsblätter erstellt werden müssen. Dafür muss der Inhalt des Buches bekannt sein. Idealerweise sollten die Aufgaben eines Lesetagebuchs mit dem Buch zusammenpassen. Je besser die Übungen auf das Buch abgestimmt, desto besser funktioniert das Lesetagebuch. Da diese Art des Lesetagebuchs hauptsächlich junge Kinder betrifft, sollten die Blätter auch optisch ansprechend gestaltet sein.

Idealerweise sind die Aufgaben auf das Buch abgestimmt. Je konkreter sich die Fragen auf die Geschichte beziehen, desto besser funktioniert das Lesetagebuch.

 

In der Schule kann das Erstellen passender Arbeitsblätter für ein Buch durchaus sinnvoll sein. Es kann für kommende Jahrgänge wiederverwendet werden.

Zu Hause lohnt sich der Aufwand jedoch kaum.

Vorgefertigte Lesetagebücher

Es gibt vorgefertigte Lesetagebücher. Vom Prinzip sind dies Arbeitsblätter, die von den Kindern neben der Lektüre ausgefüllt werden können.

Der Vorteil ist, dass diese Bücher für alle Geschichten brauchbar sind. Das kann auch zu Hause problemlos eingesetzt werden.

Der Nachteil ist natürlich, dass Lektüre und Aufgaben nicht aufeinander abgestimmt sind. Das schlägt sich auf die Motivation nieder. Spätestens nach dem dritten Kinderbuch und der dazugehörigen Aufgabe im Tagebuch, das Kind solle die Hauptfigur beschreiben, wird die Übung langweilig.

Als Veranschaulich genügt ein kleines Beispiel: Welche Aufgabe kommt bei Kinder wohl besser an?

  1. Beschreibe die Hauptfigur der Geschichte?
  2. Was macht Pippi (Langstrumpf) so besonders?
Ein Problem das viele vorgefertigte Lesetagebücher haben, ist dass sie mehr als Erinnerungsstützen dienen. Der Titel eines Buches kann eingetragen werden, es kann mit Sternen bewertet werden und ein Lieblingszitat kann hingeschrieben werden.
 
Das ist für Kinder natürlich wenig sinnvoll, denn das erlaubt keine tiefergehende Auseinandersetzung mit einem Buch.
 
Wenn also ein vorgefertiges Lesetagebuch, dann achte darauf, dass zumindest auf den Inhalt und die Figuren eingegangen wird: Beschreibe die Hauptfigur. Was geschieht am Ende? Was würdest du an der Geschichte ändern? Schreibe ein neues Ende.
 
Zu möglichen Aufgaben kommt später noch mehr, zuerst gibt es noch eine dritte Möglichkeit.

Leere Bücher

Bullet Journals haben vor einigen Jahren einen Hype erfahren. Viele haben entdeckt, dass das selbstständige Gestalten nicht nur praktisch ist, weil die eigenen Wünsche umgesetzt werden können, sondern, dass Kreativität entspannend sein kann. Man erschafft etwas von Grund auf.

Aus diesem Grund bieten sich leere Bücher (oder Hefte, leere Blätter in einer Mappe) hervorragend für ein Lesetagebuch an.

Die Vorteile bei einem leeren Buch ist, dass die Gestaltung selbstständig erfolgt. Das setzt eine intensive Lektüre voraus. Zudem ist die Motivation höher, da den eigenen Interessen nachgegangen werden kann. Kinder schreiben nur das in ihr Tagebuch, was sie spannend finden. Welche Textstelle finden sie gut? Wie stellen sie sich die Figuren vor? Was würden sie ändern?

Bei dieser Form müssen sich Kinder selbstständig Gedanken zur Lektüre machen. Du merkst schon, dass ist eine sehr viel größere Herausforderung. Geeignet ist das erst für ältere Kinder und Jugendliche, die bereits Erfahrung mit Lesetagebüchern haben.

Die Nachteile dieses Vorgehens sind klar: Es braucht viel Vorbereitung, Kinder müssen Lesetagebuchschreiben erst lernen.

Einige Kinder empfinden das selbstständige Gestalten eines Lesetagebuchs – obwohl sie es können – als nervig. Mit vorgegebenen Aufgaben können sie gut umgehen, doch das freie Gestalten ist nicht für jeden.

Die Formen im Überblick

Arbeitsblätter

Lesetagebücher

leere Bücher

Am meisten Nutzen haben Lesetagebücher, wenn sie ohne Vorgaben auskommen. Das Ziel ist immer, dass Kinder ein leeres Buch als Lesetagebuch verwenden und ihre Gedanken frei zum Ausdruck bringen können.

Mögliche Aufgaben für ein Lesetagebuch

Hier findest du eine Auswahl von Aufgaben für ein Lesetagebuch.

Bei allen Aufgaben sollte immer das selbstständige Arbeiten im Buch im Vordergrund stehen. Idealerweise blättern Kinder im Buch, um die Aufgaben zu erfüllen. Auch sollen die Aufgaben während des Lesen eines Buches erfüllt werden. Das Lesetagebuch soll nicht die From eines Tests annehmen. Darum ist es wichtig, dass Kinder immer ihre persönliche Meinung mitteilen können.

Zum Inhalt

Zu den Figuren

Ort und Zeit

Thema

Kritik

Fragen und Probleme

Praktischer Einsatz des Lesetagebuchs

Lesetagebuch im Unterricht

Das Verfassen eines Lesetagebuchs ist vor allem für den Unterricht sinnvoll. Oft wird die Klassenlektüre in Etappen gelesen, so können die Schüler das Lesetagebuch begleitend schreiben.

Die Kinder erhalten durch das Tagebuch einen sehr persönlichen Zugang zum Buch, dadurch ist besonders der Austausch über die Lektüre in der Klasse spannend. Jedes Kind hat seine eigenen Ansichten, hat seine eigenen Erfahrungen gemacht. Ein Lesetagebuch ist eine hervorragende Grundlage für eine Diskussion über ein Buch.

Das Lesetagebuch liefert in diesem Sinne auch einen Nachweis, dass das Buch auch gelesen wurde. Als Lehrperson steht man oft vor dem Problem, dass man herausfinden muss, ob ein Buch tatsächlich gelesen wurde. Das ist in Zeiten von zahlreichen Inhaltsangaben nicht einfach. Viele Lehrer greifen auf Detailfragen zum Inhalt zurück. Noch immer gibt es Test zu Büchern, die aus zehn Detailfragen bestehen. Solche Abfragen haben nur einen Nutzen: Prüfen, ob das Buch gelesen wurde. Weder ist dies für die Lesemotivation, für das Textverstehen noch für selbstständige Gedanken oder Reflexionen sinnvoll. Damit geht höchstens die Freude am Lesen verloren.
Lesetagebücher sind als Lesenachweis eine hervorragende Alternative.

Als Lehrperson sollte man jedoch unbedingt davon absehen, die Lesetagebücher zu korrigieren. Die Einträge sind Gedanken, Notizen, persönliche Eindrücke – der Rotstift kann weggelassen werden. Subjektivität muss erlaubt sein.

Auf eine zweite Art lassen sich Lesetagebücher hervorragend im Unterricht einsetzen: als Grundlage für eine Buchpräsentation.

Hat ein Kind neben der Lektüre ein Lesetagebuch verfasst, so ist eine Präsentation des Buches kein großer Problem mehr. Vor allem werden dann eigene Zugänge und Gedanken zur Lektüre vorgestellt – das fällt vielen Kindern ansonsten sehr schwer.

Lesenachweis

Lesetagebücher sind eine hervorragende Art, um festzustellen, ob Schüler das Buch gelesen haben.

Grundlage für Buchvorstellung

Das Lesetagebuch ist eine sehr gute Grundlage für eine Buchvorstellung.

Persönliche Leseeindrücke

Individuelle Leseeindrücke sind wichtig. Das Lesetagebuch fördert diese.

Je offener das Schreiben des Lesetagebuches, desto besser. Idealerweise entscheiden die Schüler persönlich, was sie in ihr Tagebuch schreiben wollen. Das funktioniert aber nicht immer. Oft ist es sinnvoll, wenn die Schüler einen Katalog an möglichen Aufgaben erhalten. So erhalten sie Anregungen und fühlen sich nicht verloren.

Lesetagebuch zu Hause

Wie gesagt: Zu Hause ist es schwerer ein Lesetagebuch umzusetzen, hauptsächlich ist es mit größerem Aufwand verbunden. Wer aber bereit ist, etwas Zeit zu investieren, der kann auch eine Menge Spaß mit einem Lesetagebuch haben.

Sinnvoll ist die Anschaffung eines leeren Buches. Zu Beginn braucht dein Kind sicherlich deine Hilfe. Lest gemeinsam ein Buch (entweder vorlesen oder gemeinsam lesen), dann versuche, dir Aufgaben zum Buch auszudenken. Unterhalte dich mit deinem Kind über das Buch: Was hat euch gefallen, was nicht? Wie findet ihr die Zeichnungen? War die Geschichte spannend? Wie stellst du die die Hauptfigur vor? Dann versuche, euer Gespräch irgendwie im Lesetagbuch festzuhalten. Das kann eine Zeichnung sein, einige Stichwörter, eine Plus-Minus-Liste.

Zu Beginn ist es wichtig, das Lesetagebuch gemeinsam mit dem Kind zu erstellen. Ihr könnt beide in das Tagebuch malen und schreiben.

Das klingt erstmals ziemlich aufwändig. Doch man kann auch klein anfangen. Lest zusammen ein Buch, dann unterhalte dich mit deinem Kind, welche Stelle es am besten fand. Versucht diese Szene ins Tagebuch zu malen.

Pro Buch müssen nicht zehn Aufgaben gemacht werden. Es reicht vollkommen aus, wenn ein Buch eine Seite im Lesetagebuch bekommt. Ein anderes Buch bekommt vier Seiten. Und ein drittes gar keine.

Checkliste: Lesetagebuch zu Hause

Es gibt natürlich keine Garantie, dass dein Kind am Lesetagebuch weiterschreibt. Das ist vollkommen in Ordnung. Es muss auch nicht zu jeder Lektüre etwas geschrieben werden. Wenn dein Kind gerne mit dir am Tagebuch schreibt, dann gestaltet hin und wieder eines zusammen.

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